In Zeiten des digitalen Wandels ist die betriebliche Aus- und Weiterbildung ein entscheidender Erfolgsfaktor für Unternehmen. Eine innovative Technologie, die in diesem Kontext immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist „XR“. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff?

Was ist XR?

XR steht für „Extended Reality“ und beschreibt eine Reihe von Technologien, die die physische und digitale Welt miteinander verbinden. Dazu gehören:

– Virtual Reality (VR): Eine komplett virtuelle Umgebung, in der Nutzer in eine computergenerierte Welt eintauchen können. Sie interagieren über spezielle Geräte wie VR-Brillen und Controller mit dieser Umgebung.

– Augmented Reality (AR): Hier wird die reale Umgebung durch digitale Informationen ergänzt. Das können Texte, Grafiken oder 3D-Objekte sein, die über mobile Endgeräte oder spezielle AR-Brillen in das Sichtfeld des Nutzers projiziert werden.

– Mixed Reality (MR): Eine Kombination aus VR und AR, bei der reale und virtuelle Objekte miteinander interagieren können.

Diese Technologien eröffnen spannende Möglichkeiten für die betriebliche Weiterbildung, da sie das Lernen immersiver, interaktiver und praxisnäher gestalten.

Praxisbeispiel: XR bei der Deutschen Bahn

Ein herausragendes Beispiel für den erfolgreichen Einsatz von XR in der Weiterbildung ist die Deutsche Bahn. Sie setzt VR und AR in der Ausbildung von Mitarbeitern ein, um sie auf verschiedene Szenarien vorzubereiten. In der Ausbildung von Lokführern oder Technikern ermöglicht VR beispielsweise, realitätsnahe Simulationen von komplexen und gefährlichen Situationen durchzuführen, ohne dass Mitarbeiter sich in echte Gefahr begeben müssen.

Lokführer können in einer virtuellen Umgebung das richtige Verhalten bei Notfällen wie einer Gleisblockade oder einem technischen Defekt trainieren. Techniker wiederum werden in einer simulierten Umgebung mit verschiedenen Störungen an Zügen konfrontiert und lernen so, diese systematisch zu beheben. Dies sorgt nicht nur für praxisnahe Schulungen, sondern auch für eine deutliche Reduzierung von Ausbildungszeiten, da Lerninhalte effizienter vermittelt werden können.

XR als Lösung bei Trainermangel

In Zeiten von Fachkräftemangel, insbesondere auch im Bereich der Ausbilder, kann XR eine wesentliche Rolle spielen. Unternehmen haben häufig das Problem, dass erfahrene Trainer oder Ausbilder knapp sind und gleichzeitig viele Mitarbeiter geschult werden müssen. Hier kommt der Vorteil von VR- und AR-Schulungen zum Tragen: Sie machen es möglich, dass einmal erstellte Lerninhalte von einer unbegrenzten Zahl an Mitarbeitern genutzt werden können, ohne dass immer ein Trainer anwesend sein muss.

Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass komplexe Szenarien, die in der realen Welt schwer oder gefährlich nachzustellen sind, durch XR sicher simuliert werden können. So wird sichergestellt, dass Lernende auch in anspruchsvollen und seltenen Szenarien die nötige Sicherheit gewinnen.

Wissenskonservierung durch Augmented Reality

Gerade in Bereichen, in denen langjährig erarbeitetes Expertenwissen entscheidend ist, kann AR dazu beitragen, dieses Wissen für zukünftige Generationen zu bewahren. Augmented Reality ermöglicht es, komplexe Prozesse und Arbeitsabläufe in Echtzeit zu dokumentieren und später für Schulungszwecke zugänglich zu machen.

Ein Beispiel: Techniker, die eine Maschine warten, können eine AR-Brille tragen, die sie Schritt für Schritt durch den Prozess führt. Gleichzeitig können ihre eigenen Handlungen in der realen Welt aufgezeichnet und in ein digitales Wissensarchiv überführt werden. Auf diese Weise wird wertvolles Fachwissen konserviert und für nachfolgende Mitarbeiter jederzeit zugänglich gemacht.

Komplexe Vorgänge, die schwer zu erklären sind, können durch AR visuell aufbereitet und so deutlich verständlicher gemacht werden. Anstatt seitenlange Handbücher zu lesen, sehen die Mitarbeiter durch ihre AR-Brille direkt, welche Teile der Maschine sie manipulieren müssen und wie dies korrekt geschieht. Dies erleichtert die Durchführung komplizierter Aufgaben erheblich.

Kostenersparnis durch interaktive XR-Lösungen

XR-Technologien bieten Unternehmen nicht nur qualitative Vorteile in der Aus- und Weiterbildung, sondern auch handfeste finanzielle Einsparungen. Hier sind einige Möglichkeiten, wie Unternehmen durch den Einsatz von XR Geld sparen können:

1. Reduzierung von Reisekosten: Traditionelle Schulungen erfordern oft, dass Mitarbeiter an bestimmte Orte reisen, was Zeit und Kosten verursacht. Mit XR können Schulungen virtuell durchgeführt werden, unabhängig vom Standort der Mitarbeiter. Dies spart nicht nur Reisekosten, sondern auch Ausfallzeiten durch Abwesenheit.

2. Effizienteres Lernen: Studien zeigen, dass Menschen in immersiven Umgebungen schneller und nachhaltiger lernen. XR-gestützte Schulungen führen daher häufig zu kürzeren Lernzeiten, was die Produktivität steigert und gleichzeitig die Kosten für langfristige Schulungen reduziert.

3. Weniger Ausfallzeiten und Fehlerkosten: Da Mitarbeiter durch XR-Technologien in realitätsnahen Umgebungen trainiert werden, sind sie besser vorbereitet, wenn sie ihre Aufgaben in der echten Welt übernehmen. Dies reduziert Fehler und damit verbundene Kosten und Ausfallzeiten.

4. Flexibilität und Skalierbarkeit: Einmal erstellte XR-Schulungen können beliebig oft wiederverwendet und problemlos an neue Anforderungen angepasst werden. Dies macht den Schulungsprozess skalierbar und flexibel, was langfristig die Kosten weiter reduziert.

Fazit

Der Einsatz von XR in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung bietet Unternehmen vielfältige Vorteile: Von der praxisnahen Ausbildung über die Lösung von Trainerknappheit bis hin zur Kostenersparnis. Durch XR können komplexe Prozesse einfacher vermittelt und wertvolles Wissen für zukünftige Generationen bewahrt werden. Unternehmen, die frühzeitig auf diese Technologien setzen, profitieren von schnelleren Lernkurven, höherer Effizienz und erheblichen Kosteneinsparungen. XR ist damit eine Schlüsseltechnologie für die Aus- und Weiterbildung der Zukunft.